Mathilde Franziska Anneke Figur fürs Kölnische Stadtmuseum

Die KölnSPD hat beschlossen, die Ratsturmfigur der Mathilde Franziska Anneke dem Kölnischen Stadtmuseum zu schenken. Für das Kölnische Stadtmuseum steht die Figur nicht nur für die Frauenrechtlerin und revolutionäre Sozialistin, sondern auch als Symbol für den Streit um mehr Frauenfiguren am Ratsturm vor gut 30 Jahren. Den Kontakt zum Kölnischen Stadtmuseum hat Irene Franken von Kölner Frauengeschichtsverein geknüpft, die in den 1980ern eine der wichtigsten Streiterinnen für mehr Frauen am Ratsturm war.

In den 1980er Jahren hat die ASF Köln Geld gesammelt für die Figur der Mathilde Franziska Anneke am Ratsturm. Sie war eine von 18 Frauenfiguren, die nach politischem Kampf für mehr Wertschätzung von Frauen in der Stadtgeschichte am Ratsturm aufgestellt wurde. Im ersten Vorschlag waren nur fünf Frauen vorgesehen. Sie steht dort in einer Reihe mit ihrem Zeitgenossen und engem Freund, Moses Hess.

Zur besseren Haltbarkeit hatten die Figuren eine Acrylharzvolltränkung erhalten. Diese Versiegelung führte jedoch bereits nach kurzer Zeit zu großen Schäden, sodass die Figuren abgenommen und 2008 durch exakte Kopien aus französischem Kalkstein ersetzt werden mussten. Die Stifter der Figuren erhielten damals die Version aus den 1980ern, so auch die SPD die Mathilde Franziska Anneke Figur, die seitdem in der Garage des Parteihauses gelagert ist.

Durch die Schenkung dieser Figur an das Kölnische Stadtmuseum besteht die Chance, das Leben und Wirken der Gründerin der ersten Frauenzeitung in Köln einem breiteren Publikum bekannt zu machen:

Mathilde Franziska Anneke wurde 1817 als Ältestes von 12 Kindern des wohlhabenden Gutsbesitzers Karl Giesler und dessen Ehefrau Elisabeth Hülswitt, in Sprockhövel geboren. Mit 19 Jahren heiratete Mathilde Franziska den Weinhändler Alfred Philipp Ferdinand von Tabouillot. Im Dezember 1837 verließ Mathilde Franziska samt Tochter den gewalttätigen Ehemann und reichte die Scheidung ein. 

10 Jahre lebte sie als geschiedene Frau in Münster und fing dort an journalistisch zu arbeiten und u.a. für die Kölnische Zeitung zu arbeiten. Bei Zusammenkünften des demokratischen Vereins in Minden lernte sie ihren späteren Ehemann Fritz Anneke kennen. 1847 heiratete sie Fritz Anneke und das Paar ließ sich in Köln nieder. Dort wurden sie bald zum Mittelpunkt eines kommunistisch-ästhetischen Zirkels, aus dem später der Kölner Arbeiterverein entstand. Durch ihren Ehemann kam Mathilde Franziska Anneke nun mit der Tagespolitik in Berührung. Mathilde lernte Karl Marx und Friedrich Engels kennen. Auch konnte sie Kontakte zu Ferdinand Lassalle knüpfen. Die Annekes waren eng mit Moses Hess befreundet.

Als Fritz Anneke am 3. Juli 1848 verhaftet wurde, gründete Mathilde in Köln die Neue Kölnische Zeitung, deren erste Ausgabe am 10. September erschien, aber bald der Zensur zum Opfer fiel. Anneke versuchte sie unter dem tarnenden Titel Frauenzeitung (erste Ausgabe am 27. September) fortzuführen, doch auch diese musste ihr Erscheinen nach der dritten Ausgabe einstellen. Als Karl Marx 1849 aus Köln ausgewiesen wurde und seine Neue Rheinische Zeitung verboten wurde, empfahl er in seiner letzten Ausgabe seinen Lesern die Lektüre der Anneke-Publikation.

Nach den Achtundvierziger Kämpfen ging das Paar ins amerikanische Exil. Im März 1850 ließ sich das Ehepaar Anneke in Milwaukee nieder. Mit Vorträgen über die deutsche Politik und deutsche Literatur verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt. Zudem wurde Mathilde Franziska Korrespondentin für deutsche Zeitungen in den USA und Deutschland, u. a. schrieb sie für die damals bedeutendste deutschsprachige Zeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung.

Am 1. April 1852 erscheint die erste Ausgabe ihrer deutschsprachigen Frauen-Zeitung in Milwaukee. Dies war ein radikales Blatt ganz im Dienst der Gleichberechtigung. Mit dieser Veröffentlichung erntete sie von nahezu der gesamten deutschsprachigen Presse Hohn und Spott. 1865 gründete sie zusammen mit ihrer Freundin Cecilia Kapp das Milwaukee-Töchter-Institut. Diese Mädchenschule hielt ihren gesamten Unterricht in deutscher Sprache ab und war 18 Jahre in Betrieb.

Im Jahr 1869 war Anneke eine der Mitbegründerinnen der Wisconsin Woman Suffrage Association. Für diesen Verein trat sie auf mehreren Kongressen der National Woman Suffrage Association auf und wurde auch zu ihrer ersten Vize-Präsidentin gewählt. Im Alter von 67 Jahren starb Mathilde Franziska Anneke in Milwaukee.